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vom 09.06.2025

Rohstoffe

Gefahr für das Finanzsystem? EZB warnt vor Krise am Goldmarkt

Lieferausfälle bei Gold-Terminkontrakten könnten Banken in die Pleite treiben und das globale Finanzsystem erschüttern. Das Szenario beschreibt die Europäische Zentralbank in einer Analyse.
Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor Verwerfungen am Goldmarkt. Diese könnten die Stabilität des gesamten Finanzsystems bedrohen, heißt es in einer von vier EZB-Volkswirten verfassten Analyse. Hintergrund sei die gestiegene Vorliebe der Investoren für Gold-Terminkontrakte, die physisch erfüllt werden: Gold muss also von einem Ort zum anderen transportiert werden.In diesen Terminverträgen verpflichtet sich der Verkäufer, Gold zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu liefern. Der Käufer wiederum verpflichtet sich, das Gold zu diesem Zeitpunkt und Preis zu erwerben.Zunächst beschreiben die EZB-Fachleute in ihrer Untersuchung, die Teil des Risikoberichts "Financial Stability Review" ist, die Vorteile des Edelmetalls. Es gelte als Absicherung gegen Inflation und als sicherer Hafen in Zeiten von Marktverwerfungen.Der enge Zusammenhang zwischen einem höheren Goldpreis und politischer Unsicherheit sei zuletzt rund um die US-Wahl deutlich geworden. Die Anzahl der zur Lieferung angemeldeten Goldterminkontrakte habe in diesem Jahr historische Höchststände erreicht. So seien die Liefermeldungen für Januar 2025 die höchsten seit Juli 2007 gewesen.Die Goldbestände in den Tresoren der New Yorker Terminbörse Comex hätten einen deutlichen Anstieg verzeichnet, heißt es in dem Bericht. Das Edelmetall sei vermehrt von London nach New York verschifft worden, und zwar aus zwei Gründen:-Befürchtungen, dass Gold US-Importzöllen unterliegen könnte,-höhere Preise für in New York gehandeltes Gold im Vergleich zum Londoner Markt.Es stelle sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob Gegenparteien (in diesem Fall die Handelspartner, die zur physischen Lieferung von Gold verpflichtet sind) einem erhöhten Verlustrisiko ausgesetzt sein könnten.
Lieferengpässe im Frühjahr 2025

Über die Goldlieferungen nach New York hatte auch das Handelsblatt berichtet. Zeitweise wurde Gold in New York mehr als 50 US-Dollar teurer gehandelt als in London. Physisches Gold für den Großhandel wird in der Regel in London verwahrt, während Gold-Terminkontrakte an der New Yorker Börse Comex gehandelt werden. Normalerweise sind die Goldpreise in beiden Städten gleich.Der Preisunterschied hatte die Bullion Banks, also Banken, die auf den Handel und die Lagerung von Edelmetallen spezialisiert sind, alarmiert. Denn diese Banken sichern ihre Goldbestände in London gegen Preisrisiken ab, indem sie an der New Yorker Terminbörse Comex Short-Wetten platzieren.Das bedeutet, dass die Banken Gold-Terminkontrakte an der New Yorker Terminbörse verkaufen, die sie verpflichten, das Gold zu einem späteren Zeitpunkt zu einem festgelegten Preis zu liefern. Fällt der Goldpreis, kaufen sie die Terminkontrakte zu einem niedrigeren Preis zurück. Der Gewinn aus diesem Rückkauf gleicht den Verlust aus dem gesunkenen Wert des physischen Goldes aus.Ist der Goldpreis in New York aber höher als in London, stehen die Banken vor Verlustrisiken. Sie müssen zügig Gold von London nach New York transportieren, um es dort zu höheren Preisen zu verkaufen. Gelingt ihnen das nicht rechtzeitig, verlieren sie Geld: Sie müssen die Terminkontrakte zu einem höheren Preis zurückkaufen, um ihre Verpflichtungen zu erfüllen - während der Preis ihres Goldes in London niedriger bleibt.In den Wochen vor den US-Zollankündigungen im April waren Banken, die Gold nach New York fliegen lassen wollten, plötzlich mit Wartezeiten konfrontiert. Denn die Bank of England, wo viele ausländische Zentralbanken und Investmentbanken ihr Gold in Tresoren lagern, war auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet.
EZB warnt vor Short-Squeeze

Mittlerweile hat sich die Lage aber wieder beruhigt, weil die befürchteten US-Zölle auf Goldimporte ausblieben. Doch laut den EZB-Volkswirten könnten Lieferprobleme auch in Zukunft Stress verursachen. Sie warnen vor dem Risiko https://archiv.handelsblatt.com/stream/exportHtml/HBON__HB_100131627?type=html&print=true&src=hitlist 1/3
eines "Short-Squeeze".Das heißt: Wenn der Goldpreis überraschend stark steigt, droht eine Kettenreaktion. Marktteilnehmer, die zuvor Gold geliehen und dann direkt weiterverkauft haben, wären gezwungen, das Gold teurer zurückzukaufen. Dadurch aber würde der Preis noch weiter steigen. Ein solcher Short-Squeeze wäre mit hohen Verlusten für die Marktteilnehmer verbunden.Die EZB weise hier auf ein wichtiges Problem hin, sagt Martin Siegel, Fondsmanager beim auf Edelmetalle spezialisierten Vermögensverwalter Stabilitas. Denn allein in der Euro-Zone beträgt der Wert der Goldderivate rund eine Billion Euro. Das entspricht rund 9.720 Tonnen Gold, dem Dreifachen der weltweiten Jahresproduktion.Dem World Gold Council (WGC) zufolge liegen bei Zentralbanken etwa 17 Prozent des weltweit geförderten Goldes. Laut Siegel verleihen Zentralbanken dieses Gold unter anderem an Investmentbanken, diese zahlen dafür eine Leasingrate. Die Investmentbanken würden Gold-Derivate auflegen, um auf Preisbewegungen zu spekulieren oder sie abzusichern, erklärt Siegel. Sie würden sich also vertraglich verpflichten, das Gold zu einem bestimmten Zeitpunkt und Preis zu liefern.Nicht jedes Derivat ist aber durch echtes Gold gedeckt, so der Fondsmanager. Das sei normalerweise kein Problem, da sich Spekulanten das Gold, das sie über Derivate kaufen, nicht ausliefern lassen würden.
BRICS-Staaten als Unsicherheitsfaktor

Doch was passiert, wenn sie das Gold doch geliefert haben wollen? Siegel schildert ein mögliches Szenario, das mit den BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) zusammenhängt. Diese Staaten haben sich in den vergangenen Jahren, unter anderem aus Ängsten vor US-Sanktionen, vom Dollar abgewandt und Gold gekauft."Angenommen, Russland kauft über Strohleute Gold-Derivate an Schattenfinanzplätzen wie Zypern, die Konten bei Investmentbanken haben", beschreibt Siegel eines der Szenarien. "Und dann pochen diese Strohleute auf eine physische Erfüllung der Kontrakte, also auf eine Auslieferung."Wenn sie beispielsweise plötzlich1000 Tonnen Gold einforderten, würde das etwa zehn Prozent der aktuell ausstehenden Derivate entsprechen. Dieses Gold müssten die Investmentbanken dann schnell beschaffen. "Möglicherweise hat die EZB von solchen Risiken Wind bekommen", mutmaßt Siegel.Tatsächlich schreibt die EZB in ihrer Analyse, dass der Großteil der Goldderivate-Engagements von Banken im Euro-Raum gegenüber Gegenparteien - also Käufern - mit Sitz außerhalb des Euro-Raums bestehe.Wenn Banken überraschend hohe Volumina Gold liefern müssten und sich der Markt verenge, seien sie gezwungen, höhere Preise zu zahlen. Der Goldpreis würde sehr schnell und stark steigen, Spekulanten würden auf die Rally aufspringen. Das Ergebnis wäre ein "Short-Squeeze".Selbst wenn die Banken im Ernstfall in der Lage seien, das Gold für die Lieferungen aufzutreiben, warnt Siegel, wäre es dann sehr teuer. "Im schlimmsten Fall könnte die betroffene Bank pleitegehen." Allerdings dürften die Aufsichtsbehörden versuchen, ein solches Szenario mit verschiedenen Maßnahmen zu verhindern. Sie könnten etwa die Regularien ändern, damit Banken mehr Zeit für die Erfüllung von Verpflichtungen bleibe.Ein Grund, warum die EZB ausgerechnet beim Goldmarkt vor dem Risiko eines Short-Squeeze und Lieferausfällen warnt: Ein großer Teil der Derivatekontrakte wird außerbörslich gehandelt, der Markt würde eine hohe Intransparenz aufweisen, wie es in dem Bericht heißt.Für Siegel ist Warnung der EZB aber nicht ganz frei von Ironie. Denn die EZB selbst fasse ihre Goldbestände in ihrer Bilanz in "Gold- und Goldforderungen" zusammen. "Niemand weiß also, wie viel Gold die EZB wirklich hat und wie viel sie verleiht." Die EZB weist also auf mangelnde Markttransparenz hin - selbst transparent zu sein.
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Erstpublikation: 09.06.2025, 15:44 Uhr.
Henke, Judith


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